bAV-Praxisalltag: Trojanische Pferde

Der blinde Fleck im Risikomanagement

Übervorteilt: bAV-Praxis

Um die betriebliche Altersvorsorge ist es derzeit leider nicht gut bestellt: Die bAV erlebt zwar durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz und das Medienecho einen Boom, die Versicherungsbranche verzeichnet Zuwächse und die Durchdringungsquote ist hoch wie nie. 
Doch hier geht es nicht um den Erfolg der Versicherungsbranche. 

Aufgrund unklarer Rollen, mangelhafter Umsetzungen und fehlender bAV-Kompetenz leidet die Qualität in der bAV-Beratung – mit unangenehmen Folgen für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Paradoxerweise also führt der stärkere Fokus auf die bAV in der Praxis nicht zu einer Verbesserung der Versorgungssituation im Alter, sondern erhöht die gesellschaftliche Sprengkraft ungenügender Beratungsqualität und ist somit Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Politik, Finanzberatung und Unternehmertum.

Indem wir Risiken sichtbar und uns für die Übernahme von Rollen und Verantwortung stark machen, möchten wir Sie sensibilisieren für die Bedeutung von bAV-Kompetenz auf Seiten der Unternehmer. 

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Warum es nicht egal ist, was drin steckt!

Neun von zehn bAV-Verträgen für Arbeitnehmer, die wir zur Prüfung auf den Tisch bekommen, sind für die betreffenden Personen ungeeignet. Die häufigsten Kritikpunkte entfallen auf eine zu eingeschränkte, unvorteilhafte Produktauswahl und Mängel in der Umsetzung. Wir merken leider allzu oft, dass die Berater es sich zu einfach gemacht haben: Am Ende hat der Arbeitnehmer unterm Strich nichts davon, und dem Arbeitgeber drohen aufgrund der Umsetzungsmängel finanzielle und rechtliche Scherereien. Der einzige, der immer mit einem „Win“ aus der Sache hervorgeht, ist der Berater. Zudem bleibt die konzeptionell anspruchsvollere Versorgung der Geschäftsführer und Vorstände meist unangetastet auf der Strecke.

One-fits-all-Ansatz: Placebos in der bAV-Beratung

In der bAV entstehen unter dem Argument „einfacher“ bAV regelmäßig Grauzonen für Unternehmen, weil Berater mit minimalem Aufwand ebenso minimale Lösungen installieren (> aktuelles Fallbeispiel: Nur 1 Tarif für alle Mitarbeiter, mangelhaft (nicht gesetzeskonform umgesetzt. Folge: Finanzielles und rechtliches Haftungsrisiko für Geschäftsführung)Gegen einfache Prozesse ist nichts einzuwenden, solange die Umsetzungsqualität davon nicht berührt wird – und sofern das nicht nur die Folge davon ist, dass es sich der Berater einfach nur leicht macht.
Zu einfache Lösungen dienen weder dem Arbeitgeber noch den betroffenen Mitarbeitern: Es sind nur Placebos, leere Hüllen.

Einfache Prozesse vs. einfache Lösungen: Eine Frage der Qualität​.

Die Anstrengungen des Gesetzgebers werden auf diese Weise ad absurdum geführt: Arbeitnehmer wie Arbeitgeber werden durch ungeeignete oder mangelhafte Konzepte um ihren Vorteil gebracht – ganz gleich, ob das nun bewusst und absichtlich geschieht („Beratungs-Effizienz“: wenig Aufwand, viel Ertrag), auf Unwissenheit und Nachlässigkeit seitens der Berater zurückzuführen ist oder in beschränkten Möglichkeiten begründet liegt (die Hausbank kann oder darf nur die hauseigenen Produkte anbieten).

Für ein nachhaltiges Risikomanagement in Ihrem Unternehmen sind solche bAV-Bestände natürlich Gift, denn die sich hieraus ergebenden Zahlungsverpflichtungen über Hunderte betroffener Mitarbeiter bedeuten schnell finanzielle Haftungsrisiken in sechs- und siebenstelliger Höhe

Dabei könnte die bAV könnte eigentlich eine win-win-win-win-Situation sein: 

  • Gewinner 1: Arbeitnehmer, Führungskräfte und Unternehmenslenker durch substanzielle Versorgung im Alter wie in Notlagen.
  • Gewinner 2: Arbeitgeber durch gesetzeskonformes attraktives eigenes bAV-Konzept, welches die Unternehmenswerte aufgreift und integriert – mit Leuchtturm-Charakter  nach innen wie nach außen, hilfreich beim Finden und Binden von Fach- und Führungskräften.
  • Gewinner 3: Versicherungsbranche durch sauberes, verantwortungsvolles und compliance-konformes Geschäft.
  • Gewinner 4: Staat & Gesellschaft durch wirksame ergänzende Säule zur Versorgung der Bevölkerung im Ruhestand sowie bei Krankheit, Unfall und Tod – so wie in der Geburtsstunde der bAV und entsprechend der Intention aktueller Gesetzgebung.

Verantwortung. Vertrauen. Versicherung.
In dieser Reihenfolge. Nicht umgekehrt.

Der Berater, Dein Freund und Helfer? Bei genauem Blick kann diese Frage also offenbar nicht immer mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden. Der Beratungsalltag in der bAV ist geprägt von effizientem Produktvertrieb und eben nicht von umfassender Konzeptberatung.

Dabei geht es auch heute noch um etwas ganz anderes: Es geht in erster Linie um Verantwortung, nämlich um das Versprechen des Arbeitgebers, Sorge zu tragen für das finanzielle Wohlergehen seiner Mitarbeiter und ihrer Familien im Alter wie in Notsituationen. Auf genau dieser Verantwortung basiert das Vertrauen der Mitarbeiter. Dieses Vertrauen lässt sich nicht wegdiskutieren, es spielt immer eine Rolle, wenn Menschen mit der bAV „ihres“ Arbeitgebers in Kontakt kommen – auch dann, wenn der Arbeitgeber mit der bAV am liebsten nichts zu tun hätte und die Konzeption, Umsetzung und Verantwortung herzlich gern komplett in die Hände Dritter legen würde. 
Doch die Verantwortung lässt sich nicht auslagern – weder aus rechtlicher Sicht noch im Hinblick auf das Vertrauen, das Unternehmern seitens der Mitarbeiter entgegengebracht wird. Schließlich „hat der Chef den Berater ausgesucht, das Produkt geprüft“ und den erlebbaren Rahmen in der bAV geschaffen.

Um Vertrauen geht es auch im Hinblick auf die Berater: Das große Vertrauen, das die Mehrheit der Unternehmer ihren Ansprechpartnern in der bAV entgegen bringt, hat keine qualitativ-inhaltliche Basis. Welcher Unternehmer könnte denn schon die bAV-Kompetenz des Beraters oder die Gesetzeskonformität der Umsetzung bewerten? Es ist ein quasi blindes Vertrauen, das sich häufig auf persönliche Freundschaften oder bestehende Kooperationen stützt.

Ohne eigenes Hintergrundwissen bleibt die bAV somit immer ein blinder Fleck, bildet ein systematisches Einfallstor für erhebliche rechtliche und finanzielle Risiken. Ganz gleich also, wie gut die Verbindung zwischen Unternehmer und Berater auch sein mag: Wenn nicht beide ihre Rollen verantwortungsvoll und kompetent mit Leben füllen (wollen oder können; auch wenn sie vermeintliche Experten sind), ist die bAV in Anbetracht der Mängel und Risiken ein trojanisches Pferd für jedes Unternehmen. 

Wissen schützt

Bescheidwisser fahren besser.

Sie sind der Boss: Hoheit zurückgewinnen

Solange die bAV für Unternehmenslenker ein nebliges Thema ist, das bei dem man sich unwissend fühlt und das man nicht überblicken kann, sind die Tore zwangsläufig offen für gute wie für ungeeignete bAV-Lösungen. Erst wenn Sie sich als Entscheider in der Lage fühlen, mehr Information, umfassendere Beratung oder ein differenzierteres Angebot einzufordern und die bAV bewusst mitzugestalten, werden Sie bAV-Beratung wirksam filtern und die Hoheit über diesen Themenbereich zurückerlangen können.

Wir unterstützen Sie gern dabei.
re:Think bAV steht für Beratung, Begleitung und Befähigung von Unternehmern für eine individuelle, gesetzeskonforme und zukunftsfähige bAV.